Freitag, 5. September 2014

I like it cold and dirty

Es ist vollbracht.

Der zweite Triathlon Höhepunkt in diesem Jahr ist überstanden und auch die erste Schulwoche ist nun überstanden. Da machte sich die Regeneration ganz gut, zumal man sowieso nicht zum Trainieren kommt.

Nun zum Rennen:
Jedes zweite Jahr findet am Wannsee in Berlin die Mitteldistanz statt. Es ist mittlerweile eine Traditionsveranstaltung, die über 600 Athleten in den Berliner Grunewald zieht. Das Rennen läuft über 2,2km durch den Wannsee, anschließend gibt man sich auf 90km in 4 Runden die Kante, um schließlich zum Dessert einen Halbmarathon zu absolvieren.

Schon frühzeitig musste man mit schlechtem Wetter rechnen. Kühle Temperaturen hätten mir ja gelegen, aber nun auch bei der zweiten Mitteldistanz noch gegen den Regen zu kämpfen, war schon ziemliche Sch..... . So, jetzt aber Schluss mit Meckern, schließlich macht dieser Kampf mit sich selbst doch den Triathlon aus.

Früh morgens 4:30 klingelte mein Wecker. Schnell verschlang ich das obligatorische Honigbrötchen, trank eine Tasse Kaffee und dann ging die Fahrt zum Start. Check-In war um 6:00. Da fühlt man sich wie ein Bäcker. Ich wollte auch rechtzeitig da sein, denn der Wechselplatz sollte schließlich gut vorbereitet sein, wenn man völlig benommen aus dem Wasser kommt und die Feinmotorik im Wasser vergessen wurde. Schon zum Check-In regnete es fleißig, so dass ich mit Tüten die Sachen trocken zu halten versuchte. Was auch sehr lecker war, war der Waldboden, der sich mit nassen Rennradreifen zu einem schönen Dreckklumpen an der Bremse verfing. Also musste ich schon vor dem Rennen die Nerven bewahren. Die Unterstützung kam vom Teamkollegen Nico, der ebenfalls am Start war und für den es die erste Mitteldistanz war. Während der Vorbereitung ging uns nicht nur einmal durch den Kopf, ob das mit der Mitteldistanz so eine gute Idee war.

Pünktlich 8:10 startete das Rennen für unsere Altersklasse. Gut war, dass durch den Start in Wellen weniger Hauen und Stechen auf der Schwimmstrecke war. So zog ich gleichmäßig meine Bahn und hatte auch diesmal wieder das Gefühl mich zu wenig beim Schwimmen verausgabt zu haben. Vielleicht fehlte mir in diesem Jahr einfch das Tempotraining. Es war eine Wendepunktstrecke in schmaler Rechtecksform. Die Bojen waren deshalb so weit auseinander, dass man mittendrin auch mal die Orientierung verlieren konnte. Größtenteils hielt ich aber den Kurs und musste mich nur noch auf meine Atmung konzentrieren. Da die Zeitnahmen nur vor und nach der Wechselzone waren, beziehe ich mich auf meine Polaruhr, die mir beistand.


Nach 41:44min war das Schwimmen vorbei. Nun stand der lange Weg in die Wechselzone an. Das Strandbar hoch sind es über 80 Stufen, die sich kurz nach dem Schwimmen als echte Treppenchallenge erwiesen. Im Anschluss noch bis zum Kassenhäuschen des Strandbad, und schließlich endlich in der Wechselzone angekommen, fing ich an, den Neo auszuziehen. Alles war voller nassem Sand. Ich ließ extra mein Triathlonoberteil vor dem Schwimmstart aus, um mir jetzt ein frisches Radtrikot anzuziehen. Trockene Socken an und los ging es. Die gesamte Prozedur mit dem langen Weg in die Wechselzone dauerte 5 Minuten. Jetzt sollte ich doch auf dem Rad ein wenig Boden gut machen. Dachte ich, aber das Feld auf der Mitteldistanz ist hart. Da kann ich in den Tiefen der Ergebnisliste bestehen, aber großartig überholen fiel aus. Auch hatte ich zimlich Respekt vor der Distanz, zumal ich lange Einheiten in diesem Jahr sehr vernachlässigt hatte. Ich donnerte los. mit 38km/h ging es in die ersten Kurven. Alles war locker. In den Kurven machte ich mir immer fast ins Hemd. Trotz Alubremsflanken dauerte es immer eine Weile, bis die Bremsen griffen und bei 90Grad-Kurven, nasser Fahrbahn und 23mm Continentalem Know-How fuhr ich doch immer sehr zaghaft. Andere weniger, das Rennen forderte Opfer, die den weiten Weg in die Wechselzone antraten. Es waren 4 Runden mit ordentlich Höhenmetern und Kopfstinpflasterabschnitt. Der Regen von oben und das Pfützenwasser von unten sammelten sich in den Schuhen. Der Dreck spritzte überall hin. Besonders lecker war der Straßendreck, der sich am Mundstück meiner Trinkflaschen sammelte, quasi Zahnpeeling. Zwischendrin konnte ich es mir nicht verkneifen, dass ich alles in Frage stellte und in der vierten Runde wurde ich ziemlich unruhig und wollte nun endlich vom Fahrrad und frische Socken.

 
 


 

Mittlerweile hatten sich in den Radschuhen Badewannenschrumpelfüße entwickelt, die beim Laufen besonders unangenehm werden können.Nach 2:33Std. war das Radfahren vorbei und ich schwang mich auf zum Laufen. Während des Radfahrens hatte ich mich gut verpflegt. Doch ein Toilettengang musste sein. Erstaunlich, dass man während des Wettkampfs ja fast in Trinkwasserqualität pinkelt...

 

Das Laufen waren ebenfalls 4 Runden durch den Grunewald + Zubringer (ca. 500m) auf die Runden. Gleich zu Beginn merkte ich, dass das frische T-Shirt erstmal einen guten Schub gab. Es wollte sich alles erstmal wie ein üblicher Halbmarathon anfühlen. Kontrolliert ging ich die ersten 10km an. Die 5km sollten unter 25min absolviert werden und ab Kilometer 10 wollte ich dann schauen, was geht. Runde 1: 24min   Runde 2 in 23 min   Runde 3 in 23min In der 4. Runde dann machte die Muskulatur schlapp. Zum Glück erst jetzt  verschlechterte sich die Lauftechnik nochmal und die Colabecher führten zu keinem Schub mehr. Mit dem Zusatzweg am Ende finihte ich den Halbmarathon in 1:38:40Std. und das gesamte Rennen in 5:01:40Std (113.Platz). Im Ziel überwog die Freude, denn diese Finishermedaille hatte ich mir an diesem Tag wirklich erarbeitet. Auch wenn das Ziel Sub5 dieses Mal nicht erreicht wurde, bleibt doch die Erkenntnis, dass eine Mitteldistanz mental einem alles abverlangt. Das Ziel 5Std lang im Auge zu behalten, erfordert eine Menge Durchhaltevermögen.


Nico finishte kurz hinter mir und war auch überglücklich und komplett erschöpft. Die nächsten zwei Tage kann es jetzt die volle Bandbreite an ungesunden Sachen geben. Dafür macht man doch den Sport...